"Vegane" Argumente - Einleitende Worte zum Argumentieren

Wer diskutieren will, der sollte auch wirklich und ernsthaft diskutieren wollen und der will auch gleichzeitig anerkennen, dass die jenige Seite „Recht“ hat, welche die besseren Argumente hat. Mit „besser“ meine ich hier, dass sich abwägen lässt, welche Schlüsse, die auf Fakten beruhen, rational gezogen wurden und welche nicht, da sie a) entweder auf ästhetischen Prinzipien beruhen (Geschmack) oder b) auf Behauptungen beruhen oder aber von c) emotionaler, polemischer und unreflektierter bzw. unwissender Natur stammen. Dabei vermischen sich Argumente leicht und schnell mit Emotionen und Behauptungen, Fakten, unwiderlegbare Fakten werden bewusst oder unbewusst übersehen, nicht „akzeptiert“ – Wie kann das sein? Wer die Fakten nicht kennt oder nicht akzeptiert, der kann nicht diskutieren, wer diskutiert, ohne zu wissen, was ein Fakt ist*, der bleibt seiner Ideologie oder seiner anerzogenen Konditionierung ausgeliefert und gibt mit jeder Aussage mehr über sich selbst Preis – und macht sich dabei nackig und oft leider auch lächerlich, min. aber „unglaubwürdig“ (was auch immer das wieder heißen mag, schließlich weiß man Fakten, man muss sie daher nicht glauben) – als über die Debatte und über die vorherrschenden Vorurteile und schlüssigen Argumente (ethische Grundlagen müssen einer Diskussion beiwohnen, sonst ist ein Diskurs von vorne herein unsinnig). Selektive Wahrnehmung?

Jeder insistiert auf seine eigene Meinung. Dies wird vor allem den Veganern vorgeworfen, da viele Menschen bzw. Fleischesser nicht genug Mumm haben vor ihren schwächeren Argumenten zu kapitulieren: Zeigen will ich dies an den folgenden Texte, die Schritt für Schritt die Argumente der Fleischesser systematisch widerlegen werden. An paar spitzte Bemerkungen und eigene Gedanken lassen ich mir dabei natürlich nicht nehmen.

Natürlich kann ein Fleischesser einsehen, dass er im Unrecht ist, aber trotzdem weiterhin „Fleisch“ – was auch immer das heutzutage noch ist – konsumieren. Man kann zu Heidegger forschen und trotzdem „man“ sein, eben weil gerade viel zu Heidegger geforscht wird. Man kann aber auch ein Menschenfreund sein und gleichzeitig zu Hitler forschen. Aber wofür dann das Ganze? Warum ist er dann so darauf erpicht, dem Veganer immer wieder und immer dieselben hohlen Phrasen an den Kopf zu werfen? Die Frage geht natürlich auch an mich selbst: Warum will ich diese Texte, also Widerlegungen, schreiben? Letztlich gesehen bringt das ja nichts. Aber es ist ein bisschen so wie mit der Ästhetik schlecht hin: Jeder glaubt, dass man über ästhetische Fragen und Sichtweisen nicht streiten kann, dabei streitet jeder über ästhetische Fragen – und dies offensichtlich sehr lebendig. Es liegt nun mal in der Natur des Menschen sich über solche Fragen auszutauschen. Affirmation ist stillstand. Außerdem ist es mir ein Anliegen meine Gedanken selbst zu ordnen und darauf aufmerksam zu machen, dass – was mir besonders wichtig ist – man nicht trennen kann, zwischen dem, was man ist – zu sein glaubt – und dem, was man erforscht. Natürlich ist daher auch die ideologische Gefahr am größten, aber dazu später mehr, denn jede Ideologie evoziert eine Gegenideologie, was ein kritischer Prozess sein kann, jeder kulturelle Prozess, jede Bewegung evoziert früher oder später eine Reaktion. Ohne diese reaktionären Momente und Bewegungen hätten wir heute keine Menschenwürde, die im Humanismus herzt, kein Frauenwahlrecht und wir hätten noch offensichtlich-sichtbare Sklaven – auch würden wir wohl noch auf Bäumen oder in Höhlen hausen: Wer wünscht sich ernsthaft in diese Zeiten zurück? Genauso will und kann ich zeigen, dass wer auf der rationalen Seite „stehen“ will und argumentiert, die „besseren“, qualitativ wertvolleren Argumente hat: Dies aber kann nur der, der der Fleischindustrie den Rücken zeigt. Fortschritt muss nicht immer eine Illusion sein und kann auch rückwärts begannen werden. Schließlich ist es sinnvoll den Gedanken-autsch der Fleischesser auch einmal aufgelistet zu sehen, quasi auf einem Blick: Sehen kann so tatsächlich zum Erkenntnisprozess werden. Und wie immer arbeitet man so gegen die Seinsvergessenheit (Heidegger) und den Verblendungszusammenhang (Adorno) an und offenbart, dass viele Menschen – nun, man sieht es ja an ihren „Argumenten“ – in einer Seifenblase existieren: Wer „ent-täuscht“ wird (Pop), also realisiert, also sich der Täuschung bewusst wird, also sieht und erkannt, was außerhalb seiner Seifenblasen – tatsächlich - „ist“, der kann anfangen seine Verdrängung aufzuarbeiten, um ein Menschen zu sein, d. h. zu werden. Denn Mensch sein ist radikale Arbeit an sich selbst (Das Wesen des Menschen ist unwesenhaft, Heidegger ... dies ist keine Ideologie, sondern ein historischer Fakt: Der Mensch ist ein historisches Wesen, jede Generation muss von neuem die Frage stellen, was der Mensch ist).

Wie immer bleibt die gedankliche Aufräumarbeiten an den Philosophen hängen, da die sogenannte „Wissenschaft“ lieber „ausrechnet“, wie man noch schneller und besser mehr Fleisch „produzieren“ kann – Achtung Symptom! -, um den sogenannten „Welthunger“ zu bekämpfen! Der intellektuelle Veganer lacht sich jetzt ins Fäustchen, weil er weiß, die Wissenschaft denkt nicht, sie argumentiert nicht, was unterstreicht, dass Menschen selber denken sollten und dies nicht den Institutionen überlassen müssen ... Es wäre noch viel zu sagen, doch ich spüre ein Verlangen mich auf die Argumente zu stürzen!

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*Fakt: Lat. „Fact, gr. Πράγματα (Pragmata), ist ein Sachverhalt, der wahr, anerkannt und nachweisbar (!) ist.