Rezension - Dido - Girl Who Got Away

04.03.2013 23:55

Fuck Amazon!

Erst jetzt merkt man, wie minimalistisch, ruhig und sanft der Vorgänger STH war. Trotz Streicher. Recht überprodoziert wirkt nun das neue Werk der Ausnahmekünstlerin Dido, und die, die mich kennen, wissen eigentlich, dass ich kaum Pop höre - doch dies schadet nicht. Hier hat sich mächtig was getan.

GWGA ist sicherlich das elektronischste Album, auch wenn bereits bei so unvergesslichen Liedern wie "Stoned" die Sehnsucht nach elektronischen Beats anbahnte. Ein bisschen hat man das Gefühl, als wären die Macher dieses Werks in eben benanntes Lied gestiegen und hätten aus ihm heraus eine moderne Großstadt-Metaphorik Popp-Platte gemacht. Es gibt also die treibenden, eklektischen Momente, die typischen Dido Momente und sehr melancholische, minimalistische, für die ich diese Ausnahme-Stimme über alles schätze.

No Freedem 4/5.

Da der Song recht langweilig und auch vom Text sehr brav ist, reicht es für keine 5 Punkte. Schon der Opener beim Vorgänger war nicht recht überzeugend. Merkwürdig, dass er als Repräsentant herhalten muss, ist er doch gar nicht das, was das Album ist. Dennoch überzeugt das klare und klassische Gitarrenriff, genau wie Didos unglaublich gut in Szene gesetzte und produzierte Stimme. Es macht einfach Spaß ihr zuzuhören. "Standing here in silence
The world in front of me
Holding you in my hand
And seeing as you’d see"

Girl who got away 5/5

Beim ersten Mal hören war ich recht verwirrt. Beim Zweiten angetan. Beim Dritten hatte es mich. Dies hier ist einer der ganz großen Momente. Der Song ist kaum beschrei blich, daher kraftvoll und stimmig, und nebenbei Namensgebend für das Album. Die elektronischen Effekte fügen sich bestens ein. Großes Suchtpotenzial, aber es wird noch besser: " Standing here in silence
The world in front of me
Holding you in my hand
And seeing as you’d see" - geiler Vergleich!

Let Us Move On 5/5

Dieser Song hat alles, sogar eine schnieke Rap Einlage, die einen kurz an "Stan" denken lässt und damit an die großen Anfänge. Der eingängige Refrain kommt schnell und beißt sich ins Ohr. Begleitet wird er von einem ungewöhnlichen Schlagzeug und recht bemerkenswert tanzbaren Beat, wenn sich dann dazu auch noch das Klavier mischt, wird klar wie der Titel zu verstehen ist. Der kurze Sprechgesang verleiht dem Lied nebenbei einen unverwechselbaren Charakter.

Blackbird 2/5

Ja, ich denke, hier sind sie einfach ein bisschen über Ziel hinausgeschossen. Der Bass ist geil, Didos ungewöhnlich schnelle Gesangeinlage am Anfang entzücken. vor allem wenn sich dann in der Bridge alles wieder auflöst und lockert. Auch das schnelle Tempo ist erfrischend anders. Aber irgendwie kann ich nicht wirklich was anfangen mit diesem Stück - recht überproduziert eben.

End of Night 5/5

Wow, so garstig und schön war Dido wohl noch nie gleichzeitig. (Man kann nur hoffen, dass es dazu bald ein Video geben wird). Mehr muss man eigentlich nicht sagen, aufdrehen und abgehen. Hier stimmt einfach alles. Die Lyrics verdeutlichen am Besten, was das Cover wohl aussagen will: "I feel nothing
When you cry
I hear nothing
See no need to reply
I can smile now
And turn away
Come over here
So you can see me walk away
And celebrate
The end of night"

Sitting On The Roof Of The World 4/5

Tolles Bild. Die Leichtigkeit überzeugt einfach. "Not knowing how I got there Or how to leave ..."

 Love To Blame 4/5

Ein recht strapazierter Titel. Dennoch macht Dido etwas Besonderes daraus. Tolles Schlagzeug Intro, gefolgt von einem merkwürdigen Beat, der dann vom eingängigen Gesang eine interessante Eigendynamik entwickelt. Spannend zu verfolgen. Die Stimme ist hier leichr verzerrt, doch der Effekt unterstreicht das herausstechende Lied dadurch umso mehr. Zum Ende hin, merkt man einmal mehr wie experimentierfreudig die neue Frische ist. Unglaublich gelungen ist aber die schon fast jam-lastige Atmo.

Go Dreaming 3/5

Plätschert ein wenig vor sich her. Da hilft auch der Funkie Einfluss nicht. Aber der coole Refrain - I’d rather go dreaming, believing in something, better than in me ..." - reißt einiges.

Happy New Year 5/5

Mein absoluter Favorit. Melancholisch, ruhig, toller (sehr plastischer) Text und dennoch grooviger Beat. Schöne Bilder - und dieser Sarkasmus.

"I'll walk home with snow falling
Deep on frozen lawns
And I'll leave all those others celebrating
All the things that they have done"

Lovless Heart 4/5

Wieder ein strapazierter Titel. Und wieder macht wohl Sie was Besonderes und Progressives daraus. Erinnert sehr ans erste Album und lässt daher Liebhaber der ersten Stunde sehr zufrieden zurück. Der Refrain reißt einen  - spätestens am Ende - einfach nur weg.

Day Before We Went To War 4/5

Der erste letzte Titel überrascht auf dem ersten Blick mit einem wohl politischen Thema. Sehr eigensinnig und doch herrlich-verträumt kommt der wunderschöne Anfang daher. Hier wird eine Momentaufnahme geschildert, ähnlich wie im 5. Titel, doch anders als dort, wo es um den individuellen Sieg geht, geht es hier um die kollektive Niederlage: ein großes Stück: "We can all feel it Like a light hand on your back ...". Die Assoziation zum Vorgänger Werk (The Day Before The Day) ist sicherlich nicht willkürlicher gesetzt.

All I See 3/5

Joa, man merkt förmlich welchen Spaß da wohl ein paar Künstler beim gemeinsamen Musizieren hatten, dass überträgt sich aber nicht auf mich.

Just Say Yes 3/5

Fängt gut an, krasser Beat. Aber die Spannung kann dieses weitere Experiment nicht halten. Hat aber was (lieht es an der schrillen Geige?).

Let´s Runaway 5/5

Klingt wie ein tanzender Regentag - könnte auch ein bisschen von Moby sein. Mir gefällt es sehr.

Everything to lose 2/5

Die Zusammenarbeit verwundert jetzt eigentlich nicht mehr. Ist okay, wird wohl eher nicht im Gedächtnis bleiben. Da im letzten Drittel aber dennoch ordentlich was geboten wird, kommen wir noch auf 2*.

Lost 4/5

Der wohl vorerst zweite Abscheid und hier letzter. Sehr belasteter Titel. Aber auch zum dritten Mal kommt etwas ganz anderes dabei rum: Düsterer Anfang, aber schneller Übergang zu chilligem Beat mit merkwürdiger Begleitung. Dann eingängiger Refrain. Interessant und spannend. Überzeugt nichtz ganz. Gänsehaut ist aber garantiert.

Alles in Allem erwartet und ein überraschend offenes und frisches Werk, mit bekannten Dido-Elementen, die keine Sekunde verstaubt wirken, mit viel Experimentierfreude, tollen Beats und wunderbaren, stillen Momenten.